Dissertationsprojekt: «Die schweizerische Pornografie-Subkultur von 1988 – 2022: Aneignung als queer:feministische Praxis und Wissensproduktion»
Pornografie ist noch immer ein mit Scham behaftetes, doppelmoralisches Tabuthema. Als kulturelles Phänomen wurde sie bisher in der schweizerischen Geschichtsschreibung fast gar nicht beachtet. Übergreifendes Ziel des Dissertationsprojekts ist die dekonstruktive Bestrebung, mit heteronormativen Vorstellungen von Sexualität, Lust, Körperlichkeit und Intimität zu brechen. Der Frauenfilmclub Xenia als einzigartiges historisches Fallbeispiel steht dabei im Mittelpunkt. Nachgezeichnet werden die vielfältigen und sich wandelnden Bedeutungen, Funktionen, Werte, Paradoxien und Ambivalenzen des queer:feministischen, pornografischen Genres anhand seiner visuellen und aktivistischen Ausprägungen im schweizerischen Kontext. Untersucht werden die historische Herausbildung und Entwicklung der schweizerischen Pornografie-Subkultur von 1988 bis heute.
Das Vorhaben geht die brisante Forschungslücke interdisziplinär an und untersucht die visuellen und aktivistischen Formen der queer:feministischen Pornografie als Produkt der visuellen Kultur anhand von fünf Analyse-Ebenen: Aufführungskontext, Programmierung, Publikum, Film, Produktion. Das Projekt verbindet Oral History, Filmanalyse, Archivrecherche und theoretische Überlegungen aus den Porn Studies, Queer Theory und Sexual Script Theory und fragt nach den Zusammenhängen.
Im ersten Abschnitt geht es um die Entstehung und Entwicklung des wichtigsten Frauenkinos in Zürich Xenia seit 1988. Der zweite Teil legt den Fokus auf die visuellen Ausdrucksformen queer:feministischer Pornografie. Es wird eine Auswahl queer:feministischer Pornofilme, die ab 1988 im Xenia gezeigt wurden, filmanalytisch und mit Rückgriff auf die Sexual Script Theory analysiert und ausgewertet. Die Erkenntnisse der Aneignungsgeschichte werden mit den visuellen Einsichten hinsichtlich des Ziels des Projekts im dritten Teil diskutiert und miteinander in Beziehung gebracht.