Hugentobler, Manuela

Graduate School

Post_koloniale Öffentlichkeiten und Schwarze Frauen in der Schweiz

Projektleitung

lic. phil. Jovita Dos Santos Pinto

Abstract

Das Forschungsprojekt Postkoloniale Öffentlichkeiten und schwarze Frauen in der Schweiz (1970 – 2020) untersucht, wie die mediale Schweizer Öffentlichkeit entlang von race und Geschlecht strukturiert ist. Es zeichnet Medienbiografien von dreissig schwarzen Frauen nach, die ab den 1970er Jahren als Personen von öffentlichem Interesse (Politikerinnen, Kulturschaffende oder Spitzensportlerinnen), als Zeitungsjournalistinnen oder als Radio- und Fernsehredakteurinnen und Moderatorinnen beim Schweizer Radio und Fernsehen Teil der (medialen) Schweizer Öffentlichkeit wurden und teilweise noch sind.

Im Zentrum der Arbeit stehen folgende Fragen: Mit welchen Fremdzuschreibungen aus Schweizer Leitmedien (Zeitungen, Radio und Fernsehen) sehen sich schwarze Frauen konfrontiert? Wie haben schwarze Frauen, die Teil der Öffentlichkeit wurden, ihre Selbstdarstellungen ausgehandelt? Welche Selbstentwürfe fanden keinen Eingang in eine breite (mediale) Öffentlichkeit? Welche Rückschlüsse können daraus über die agency (Handlungsmöglichkeiten) von schwarzen Frauen in Bezug auf Schweizer Öffentlichkeit gezogen werden?

Die Dissertation schreibt sich in mehrere ineinandergreifende interdisziplinäre Forschungsfelder ein, insbesondere die Geschlechter- und Intersektionalitätsforschung, die postkoloniale und rassismuskritische Forschung sowie die sich neu etablierenden Black European Studies. Ihnen ist gemeinsam, dass sie sich in den letzten Jahren subjektorientierten Forschungsansätzen zugewandt haben. Damit überbrücken diese Ansätze die Kluft zwischen Makro- und Mikroperspektiven auf Fragen von Inklusion und Exklusion. Ausgehend von Subjekten fragen sie, wie moderne Differenzkategorien (wie Geschlecht, race, sozioökonomischer Hintergrund, Nationalität, Religion und Sexualität) soziale Interaktionen strukturieren und wie diese wiederum Ungleichheitsstrukturen hervorbringen.

Für dieses subjektorientierte Vorgehen greift die Dissertation auf Methoden der Oral History und lebensgeschichtliche Interviews zurück und zeichnet damit die Medienbiografien und Medienerfahrungen von schwarzen Frauen nach. Weiter werden Beiträge aus Schweizer Leitmedien einer Diskursanalyse unterzogen und damit historische Repräsentationsmuster schwarzer Frauen nachgezeichnet. In einer zusammenführenden Analyse wird die agency von schwarzen Frauen innerhalb einer durch Macht strukturierten Öffentlichkeit herausgearbeitet.

Ziel der Dissertation ist es wissenschaftliche Einblicke in die bisher kaum berücksichtigte Geschichte schwarzer Menschen in der Schweiz zu geben und dadurch das Wissen über historische und soziale Ungleichheitsstrukturen zu erweitern.

Supervision

Prof. Dr. Patricia Purtschert (Universität Bern)

Weitere Informationen

http://www.izfg.unibe.ch/forschung/postkolonialismus/post_koloniale_oeffentlichkeit_en_und_schwarze_frauen_in_der_schweiz/index_ger.html